Kukuo: Teil 1
Wir hatten von einem Dorf namens Kukuo in der Nähe von Tamale gehört, das für seine Töpferkunst bekannt ist. Es klang wie die perfekte Gelegenheit für einen Ausflug, also gingen wir zum Busbahnhof und fragten nach “Kukuo”. Schon bald rumpelten wir über unbefestigte Straßen in Richtung Nordwesten, bis unser Taxi uns an einer Ansammlung von Lehmhütten absetzte. Wir brauchten etwa zwanzig Sekunden, um zu erkennen, dass hier keine Töpferei betrieben wurde. Aber es gab eine Gruppe von Dorfbewohnern, die durch das plötzliche Auftauchen dieser beiden Weißen völlig verblüfft waren.
Später erfuhren wir, dass es in der unmittelbaren Umgebung von Tamale zwei Kukuo’s gibt. Man hatte uns nach Kukuo-Kumbungu gebracht. Aber das Töpferdorf ist eigentlich Kukuo-Jekariyili, das zufällig in Gehweite unseres Hotels liegt. Wie dem auch sei, wir waren jetzt hier in Kukuo-Kumbungu und beschlossen, das Beste daraus zu machen. Es gab zwar keine Töpferwaren, aber wir waren auch noch nie in einem Nord Ghanaischen Lehmhütten Dorf gewesen… also fragten wir die Gruppe von schweigend starrenden Bewohnen ob wir eine weile verweilen dürden.
Ich kann nicht lügen – diese Begegnung war anfangs unheimlich unangenehm. Aber es dauerte nicht lange, bis Kukuo sich mit uns anfreundete. Damit meine ich: Es dauerte nicht lange, bis die Kinder des Dorfes von den seltsamen neuen Besuchern erfuhren. Ihre Ausgelassenheit konnte die Zurückhaltung der Älteren mehr als wettmachen, und so fühlten wir uns bald recht wohl.
In Amerika und Deutschland besteht die natürliche Reaktion eines Kindes, wenn es einem fremden Erwachsenen begegnet, darin, sich in einen undurchdringlichen Kokon aus Schüchternheit zu verkriechen. Aber ghanaische Kinder haben keine solche Scheu. In dem Moment, in dem sie dich erblicken, stürmen sie auf dich zu und versuchen, deine Beine zu umarmen. Wenn es Dir gelingt, dich zu befreien, wirst Du feststellen, dass eine kleine Hand nun deine hält. Wenn du versuchst, die Hand abzuschütteln, wirst du feststellen, dass ein anderes Kind die Ablenkung nutzt, um auf deinen Rücken zu klettern. Die Kinder hier lieben Fremde… und genau so sollte es auch sein! Einen neuen Erwachsenen zu entdecken, sollte ein Grund zur Freude sein. Den Kindern in unseren Ländern ist beigebracht worden, mit Angst zu reagieren. Wenn man wirklich darüber nachdenkt, ist das einfach kein Zeichen für eine gesunde Kultur.
Mit den Kindern an den Händen und um die Beine gewickelt, versuchten wir, das Dorf zu erkunden. Es gab natürlich nicht viel zu sehen, aber es war trotzdem erstaunlich, hier zu sein. Die Lehmhütten scheinen organisch aus der Erde zu wachsen und sind so wahllos über das Gelände verteilt wie Bäume. Apropos Bäume: Es gab ein paar prächtige Affenbrotbäume, die eindeutig wichtige Mitglieder der Gemeinschaft sind und als Schattenspender und Treffpunkte dienen. Ich hatte den Eindruck, dass der Tod eines Affenbrotbaums Anlass zu großer Trauer sein würde.
Wir machten Fotos, wurden eingeladen, einen Blick in einige der Häuser zu werfen, und plauderten so viel wie möglich mit den Müttern des Dorfes, die sich längst um uns herum entspannt hatten. Wir unterhielten uns mit einer jungen Frau, die gerade Zwillinge bekommen hatte – der erst wenige Monate alten Söhne waren mit einem auffälligen dunkel Türkisen Farbton der Wimpern unter den Augen bemalt. Dieser Modetrend war uns bereits bei den Männern in Tamale aufgefallen. Der Effekt ist keineswegs verweichlicht, sondern veredelt (und ein Trick, den ich ernsthaft überlege, zu klauen!)