Das Lederhandwerk von Tamale-Zongo
Wenn jemand in den USA sagt: “Oh ja, ich treffe mich mit ein paar Freunden, um in meinem Garten Leder zu härten”, dann ist Deine unmittelbare und hundertprozentig korrekte Reaktion: “Was auch immer, Hipster”. In Ghana hat das allerdings nichts mit Hipster zu tun. Wir besuchten die Zongo Nachbarschaft in Tamale, dessen DIY-Leder-“Fabriken” der Traum so vieler gelangweilter Amerikaner wären. Hier sind sie jedoch nur eine weiterer Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Zunächst ein Wort über die Hitze im Norden Ghanas. Die Temperaturen in Tamale sind heißer als im Süden, und die Luft ist viel trockener. Das unterschätzt man leicht, und ich hatte nicht besonders darauf geachtet, bis wir mitten am Tag nach Zongo liefen. Nach etwa zwanzig Minuten fühlte ich mich schon ein wenig schwach. Nach weiteren fünfzehn Minuten auf der Suche nach den Leder Werkstätten wurde ich ohnmächtig. Als wir an einer Straßenecke anhielten um die Strasse zu überqueren, gaben meine Knie nach, und ich merkte, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stand.
Eine Lederhandwerk Tour in Tamale
Wir erreichten einen Laden oder ein Haus oder ein Wohnzimmer, ich bin mir nicht mehr sicher, aber auf jeden Fall saß ein Junge auf einer Couch und schaute sich Wrestling an und verkaufte auch kaltes Wasser. Ich ließ mich auf einen Hocker fallen, schwitzte aus jeder Pore meines Körpers und kippte zwei Flaschen Wasser hinunter. Wenn der Junge von dem plötzlichen Auftauchen zweier fast toter Ausländer in seinem Laden/Haus beeindruckt war, zeigte er es nicht. Offenbar waren die hochfliegenden Eskapaden des aus Ghana stammenden Kofi Kingston viel interessanter als wir. Wir chillten etwa eine halbe Stunde lang, bis wir uns vollständig erholt hatten, und setzten dann die Suche nach Leder fort.
Obwohl Zongo als Lederherstellungsgebiet bekannt ist, ist es schwierig, eine Lederherstellung zu finden, und schließlich mussten wir die Hilfe eines Einheimischen in Anspruch nehmen, der genau wusste, wohin er uns führen musste. Wir folgten ihm die Straße hinauf, die wir gekommen waren, in eine Gasse und dann in einen Innenhof. Wir hätten diesen Ort in einer Million Jahren nicht gefunden, aber hier war er: eine der “Lederfabriken” von Zongo.
Bitte verzeih mir den übermäßigen Gebrauch von Anführungszeichen, aber ich glaube, sie sind notwendig. Denn dies war eine “Lederfabrik”. Die Leute, die hier arbeiteten, waren “Angestellte”. Wir sahen uns die Artikel im “Laden” an, der nur ein riesiger Eimer mit Lederwaren war, der auf dem Boden ausgekippt wurde.
Die Tour hat uns gut gefallen, auch wenn der Geruch wirklich sehr streng war. Das ist so biologisch, wie es nur geht. Diese Jungs arbeiten mit Häuten, die frisch von geschlachteten Tieren abgezogen wurden. Das ist gerade mal zehn Minuten her. Die Häute werden in Tontöpfen mit einem übel riechenden Gebräu aus Asche und einer Art säurehaltiger Flüssigkeit behandelt. Nach einiger Zeit in dem Topf lässt sich das Fell leicht abkratzen, und die nackten Felle werden dann in Eimern mit Pflanzenfarben getränkt und zum Trocknen aufgehängt. Zum Schluss werden sie von einem der Männer weich gemacht, indem er sie zwischen einem Stein und seinem Fuß hin und her zieht.
Nach dem Ende der Führung verweilten wir unter einem Mangobaum im Innenhof und hatten es nicht eilig, wieder in die Hitze hinauszugehen. Doch dann hörten wir das Echo von Trommeln… ein Geräusch, das eindeutig näher kam. Der Junge, der uns zum Lederladen geführt hatte, packte uns aufgeregt am Arm. “Das neue Dakpema!” Ohne eine Ahnung zu haben, wovon er sprach, versuchten wir mit ihm Schritt zu halten, als er zurück zur Hauptstraße eilte. Der neue Dakpema kam, und unser nächstes Tamale-Abenteuer konnte beginnen…